Tarsis, Antonio
Cargo, 2022
Courtesy: Antonio Tarsis & Carlos Ishikawa, Foto: Damian Griffiths
Antonio Tarsis nutzt die Stadt als Labor, sie ist Quelle seiner künstlerischen Forschung. Im urbanen Raum sammelt er unterschiedlichste Materialien wie Streichholzschachteln, Industrieverpackungen oder elektrische Komponenten, die er danach vielfältig kombiniert und so neu kontextualisiert. Fragen rund um die Wirkkraft von Materialien sowie deren Beziehung zu diasporischer Erinnerung, Restitution und Verantwortung durchdringen seine Praxis und verbinden sie mit dem kuratorischen Schwerpunkt der Triennale.
Sein kritischer Blick offenbart sich in seinen Frachtskulpturen aus lila Streichholzschachteln. Die fragilen, containerähnlichen Objekte reflektieren die Zirkulation brasilianischer Waren in einer globalen Marktwirtschaft. Die Verwendung von Kohle verweist auf größere Zusammenhänge, die von der Ausbeutung von Land und Menschen bis hin zur Umwandlung natürlicher Ressourcen in Gebrauchsgüter und deren Reise durch Warenströme reichen. In weiteren Arbeiten hat Tarsis diese Dynamik mit denselben kolonialen Handelsrouten in Verbindung gebracht, über die einst Millionen von Sklaven gehandelt wurden.
Die Streichholzschachteln der Marke „Guarany“ – billiger als ein Feuerzeug – sind in Brasilien immer noch weit verbreitet. Tarsis ist von der violetten Farbe und der haptischen Materialität dieser handgefertigten, in Massen hergestellten Streichholzschachteln fasziniert. Zugleich hinterfragt Tarsis die semiotische Qualität und Wirkkraft der „Guaranys“ als Fundstücke aus den Straßen von Salvadors Favelas. Sie tragen den Abdruck des städtischen Alltags und werden in Gegenden mit hohem Drogenkonsum auch gerne als Aufbewahrungsort für Drogen genutzt. Die Streichholzschachtel, deren Marke nach Indigenen Bevölkerungsgruppen Brasiliens benannt ist, offenbart dabei ein vielschichtiges Narrativ von Unterwerfung, Ungleichheit und Macht.
Text: Mara-Johanna Kölmel
Antonio Tarsis nutzt die Stadt als Labor, sie ist Quelle seiner künstlerischen Forschung. Im urbanen Raum sammelt er unterschiedlichste Materialien wie Streichholzschachteln, Industrieverpackungen oder elektrische Komponenten, die er danach vielfältig kombiniert und so neu kontextualisiert. Fragen rund um die Wirkkraft von Materialien sowie deren Beziehung zu diasporischer Erinnerung, Restitution und Verantwortung durchdringen seine Praxis und verbinden sie mit dem kuratorischen Schwerpunkt der Triennale.
Sein kritischer Blick offenbart sich in seinen Frachtskulpturen aus lila Streichholzschachteln. Die fragilen, containerähnlichen Objekte reflektieren die Zirkulation brasilianischer Waren in einer globalen Marktwirtschaft. Die Verwendung von Kohle verweist auf größere Zusammenhänge, die von der Ausbeutung von Land und Menschen bis hin zur Umwandlung natürlicher Ressourcen in Gebrauchsgüter und deren Reise durch Warenströme reichen. In weiteren Arbeiten hat Tarsis diese Dynamik mit denselben kolonialen Handelsrouten in Verbindung gebracht, über die einst Millionen von Sklaven gehandelt wurden.
Die Streichholzschachteln der Marke „Guarany“ – billiger als ein Feuerzeug – sind in Brasilien immer noch weit verbreitet. Tarsis ist von der violetten Farbe und der haptischen Materialität dieser handgefertigten, in Massen hergestellten Streichholzschachteln fasziniert. Zugleich hinterfragt Tarsis die semiotische Qualität und Wirkkraft der „Guaranys“ als Fundstücke aus den Straßen von Salvadors Favelas. Sie tragen den Abdruck des städtischen Alltags und werden in Gegenden mit hohem Drogenkonsum auch gerne als Aufbewahrungsort für Drogen genutzt. Die Streichholzschachtel, deren Marke nach Indigenen Bevölkerungsgruppen Brasiliens benannt ist, offenbart dabei ein vielschichtiges Narrativ von Unterwerfung, Ungleichheit und Macht.
Text: Mara-Johanna Kölmel