Künstler*Innen

Cantaluppi, Alice

If Treasures Could Talk, 2022
(c) Alice Cantaluppi; Foto: Alice Cantaluppi

Licht formt weiche Konturen, weiße Wolken, feine Linien in verschiedenen grün bis rotbraunen Farbtönen. Esmeraldgrüne Nebel mit schwarz-blauen Einschlüssen zeichnen mit, werfen Lichtspiele auf die Umgebung, ins Innere. Jadeit, Chrom, Chlor, Calcium, Eisen und Licht zu Stein gegossen. Das Material mutet hart und weich zugleich, kalt und warm, opak-maskenhaft und durchscheinend an.
996 sitzende, kauernde, stehende und liegende Wesen, Vogelwesen, Kuhwesen, Drachen- und Pferdegestalten, Doppelwesen und Halbhalbe – Alice Cantaluppi erbte von ihrem Vater eine facettenreiche Sammlung mit komplexem Erbe. Sie sieht sich als VerwahrerIn dieser Hundertschaft von Figuren, deren Erwerb bei einem Teehändler in Lörrach begann und zum Schluss auf ebay Kleinanzeigen stattfand. Kriterium: Energie. Der Vater war überzeugt, dass die Figuren eine Aufgabe haben, dass ihnen eine Kraft zur Heilung innewohnt, zur Transformation und Anhebung von Bewusstsein.
Obgleich Cantaluppi seit einigen Jahren die Provenienz der Objekte zu klären sucht, ist bis heute nicht klar, aus welchen Kontexten die Figuren tatsächlich stammen – außer, dass die meisten von China in die Schweiz gelangten. Cantaluppis Arbeit präsentiert Recherchen, Notizen, Auszüge aus Gesprächen mit ForscherInnen über mögliche Herkünfte. Museen und Universitäten bieten Materialanalysen und historische Expertise, die im Fall dieser Sammlung jedoch noch nicht ergebnisreich war. In der Ausstellung dienen die Fragmente und Exzerpte der Kontextualisierung, aber auch der Sichtbarmachung von Widersprüchen. Sind es Objekte mit ursprünglich sozialen und rituellen Bedeutungen oder ist es nicht zuletzt Kunsthandwerk, das, Fantasyfilme des 20. Jahrhunderts referenzierend, für den touristischen Markt des 20. Jahrhunderts produziert wurde?Versuche der geschichtlichen Einordnung treffen auf Fragen der Verantwortung – gegenüber der Sammlung, dem Vater, potenziellen UrheberIinnen und EigentümerInnen, nach ihren Bedeutungen in unterschiedlichen Kontexten, nach deren Wirkungsgeschichte und der Erprobung ihres möglichen gegenwärtigen Wirkungsraums. Beziehungslinien wie die zwischen Tochter und Vater, zwischen Menschen und Dingen oder den Dingen und ihren Resonanzfeldern sind Gegenstand von Cantaluppis Einblick in den Prozess der Befragung und Aufarbeitung dieses Erbes.

Text: Alice Cantaluppi, Jandra Böttger

Licht formt weiche Konturen, weiße Wolken, feine Linien in verschiedenen grün bis rotbraunen Farbtönen. Esmeraldgrüne Nebel mit schwarz-blauen Einschlüssen zeichnen mit, werfen Lichtspiele auf die Umgebung, ins Innere. Jadeit, Chrom, Chlor, Calcium, Eisen und Licht zu Stein gegossen. Das Material mutet hart und weich zugleich, kalt und warm, opak-maskenhaft und durchscheinend an.
996 sitzende, kauernde, stehende und liegende Wesen, Vogelwesen, Kuhwesen, Drachen- und Pferdegestalten, Doppelwesen und Halbhalbe – Alice Cantaluppi erbte von ihrem Vater eine facettenreiche Sammlung mit komplexem Erbe. Sie sieht sich als VerwahrerIn dieser Hundertschaft von Figuren, deren Erwerb bei einem Teehändler in Lörrach begann und zum Schluss auf ebay Kleinanzeigen stattfand. Kriterium: Energie. Der Vater war überzeugt, dass die Figuren eine Aufgabe haben, dass ihnen eine Kraft zur Heilung innewohnt, zur Transformation und Anhebung von Bewusstsein.
Obgleich Cantaluppi seit einigen Jahren die Provenienz der Objekte zu klären sucht, ist bis heute nicht klar, aus welchen Kontexten die Figuren tatsächlich stammen – außer, dass die meisten von China in die Schweiz gelangten. Cantaluppis Arbeit präsentiert Recherchen, Notizen, Auszüge aus Gesprächen mit ForscherInnen über mögliche Herkünfte. Museen und Universitäten bieten Materialanalysen und historische Expertise, die im Fall dieser Sammlung jedoch noch nicht ergebnisreich war. In der Ausstellung dienen die Fragmente und Exzerpte der Kontextualisierung, aber auch der Sichtbarmachung von Widersprüchen. Sind es Objekte mit ursprünglich sozialen und rituellen Bedeutungen oder ist es nicht zuletzt Kunsthandwerk, das, Fantasyfilme des 20. Jahrhunderts referenzierend, für den touristischen Markt des 20. Jahrhunderts produziert wurde?Versuche der geschichtlichen Einordnung treffen auf Fragen der Verantwortung – gegenüber der Sammlung, dem Vater, potenziellen UrheberIinnen und EigentümerInnen, nach ihren Bedeutungen in unterschiedlichen Kontexten, nach deren Wirkungsgeschichte und der Erprobung ihres möglichen gegenwärtigen Wirkungsraums. Beziehungslinien wie die zwischen Tochter und Vater, zwischen Menschen und Dingen oder den Dingen und ihren Resonanzfeldern sind Gegenstand von Cantaluppis Einblick in den Prozess der Befragung und Aufarbeitung dieses Erbes.

Text: Alice Cantaluppi, Jandra Böttger

If Treasures Could Talk, 2022
(c) Alice Cantaluppi; Foto: Alice Cantaluppi